Warum Klimaschutz ein Gesundheitsthema ist
Weder sechs im Lotto noch endlich Sex mit Otto werden dich glücklich machen, wenn du krank bist. Nicht das neue iPhone, der Champions League Titel deines Vereins oder der erste Kuss zwischen McDreamy und Meredith. Dabei ist Gesundheit völlig frei von Ideologien, Werten oder persönlichen Unterschieden … vor ihr sind wir alle gleich: Arm und Reich, Links und Rechts, Marvel- und DC-Fans, Bio- und E-Biker. Und wir alle brauchen sie. Unsere Gesundheit und die Gesundheit unserer Umwelt gehören aber zusammen. Uns Menschen ohne Umwelt zu betrachten, wäre wie einen Baum zu pflanzen ohne Erde, Software ohne Hardware, ein Kuss ohne Partner:in, Schokolade ohne Nüsse. Uns kann es nicht gut gehen, wenn die Natur krankt. Was sie ohne Zweifel tut. Aber schauen wir uns die Krankheitsbilder von Mutter Erde mal genauer an.
1. Gesunde Umwelt:
Können wir den Zustand der Erde mit Begriffen aus der Medizin beschreiben? Ist unser Planet in diesem Sinne krank? Einige Symptome von “Patientin Erde” lassen sich jedenfalls erkennen:
1.1: Trockene Haut:
Jährlich verlieren Landwirte weltweit 10 Millionen Hektar Anbaufläche, weil auf den dürren, trockenen Böden nichts mehr wachsen will. Der Erde geht die Erde aus. Da hilft auch kein Nivea-Dünger*. Einige Fachleute sprechen gar von nur noch 60 verbleibenden Erntejahren bis endgültig Schicht im Schacht ist**.
1.2: Brennende Lunge:
Der Amazonas-Regenwald – die grüne Lunge der Erde – brennt, und zwar chronisch. Schließlich werden dringend Anbauflächen für Tierfutter und Drogen benötigt. Von 2.000 Fußballfeldern pro Tag berichtete Euronews im vergangenen Jahr***.
Doch nicht nur die Bäume im Regenwald brennen. In Kanada gab es heuer zu Spitzenzeiten 500 Brände – zeitgleich. Die Feuer in den Urlaubsdestinationen Südeuropas sind uns allen in bester Erinnerung.
1.3: Verstopfte Gefäße:
70% der Weltoberfläche sind von Wasser bedeckt. Und 100 % dieses Wassers ist mit Mikroplastik durchsetzt. Neben diesen kleinen Partikeln schwimmt freilich genügend Müll herum. Erinnert doch irgendwie an Arteriosklerose, oder?
1.4: Stimmungsschwankungen:
Bei all dem ist es kein Wunder, dass Mutter Erde dieser Tage mit uns etwas launisch ist. Mal weint sie endlose Tränen, die zu Überschwemmungen führen, wie zuletzt in Kärnten und der Steiermark. Dann wieder tobt sie mit zornigen Stürmen. Und auch wenn sie uns wärmend in den Arm nimmt, übertreibt sie gerne mal mit Hitzerekorden.
1.5: Fieber:
Diese Hitzerekorde leiten gleich über zum Hauptsymptom: Erhöhte Temperatur. Aktuell sind es 1,2°, in Europa bereits 2°. Die Weltgemeinschaft wird ihr großes Ziel von 1,5° verfehlen. Umgemünzt auf den Menschen wären das fast schon 40° Fieber. Auf Dauer nicht so cool.
Vertreter:innen der Gaia-These betrachten die Erde und ihre Biosphäre wie ein Lebewesen und stellen sie ins Zentrum ihres Weltbildes. Damit wollen sie zwar nicht zum Geozentrismus vor Galileo Galilei zurückkehren und die Sonne wieder aus dem astronomischen Mittelpunkt des Sonnensystems schubsen. Sehr wohl aber stoßen sie uns Menschen – die vermeintliche Krone der Schöpfung – vom Thron des anthropozentrischen Weltbildes. Und ganz schnell werden Könige zu Ungeziefer. Einigen von ihnen kommt der Klimawandel ganz recht. So könne die Natur den Krankheitserreger Homo Sapiens – Gaia-Anhänger:innen eingeschlossen – endlich loswerden. Ob das so gesund ist?
2. Der Blick auf den Mensch:
Richten wir den Blick wieder auf das Wohlergehen des Menschen im Kontext des Klimawandels mit dem klassischen Verständnis von Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert Gesundheit als „Zustand vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens“. Die häufig kritisierte „Schulmedizin“ ist in puncto ganzheitlichem Denken offenbar ganz schön weit. Vom „bio-psycho-sozialen“ Ansatz ist die Rede, der neben Körper und Seele auch noch die zwischenmenschliche Situation in den Kern der Gesundheitsdefinition mit reinpackt. Wir würden einen Schritt weiter gehen und die Umwelt noch mitdenken.
Also exerzieren wir das mal durch und fangen beim ursprünglichsten und landläufigen Verständnis von Gesundheit an – unserem Fleisch und Blut:
2.1: Körperliche Gesundheit:
Hast du dich als Kind auch gefragt, wie lange du ohne Luft überleben könntest? Kühne Selbstversuche bestätigten schon damals, dass dies nicht allzu lange funktioniert. Etwas länger halten wir ohne zu trinken durch und ohne zu essen schaffen wir immerhin einige Wochen – je nach Füllstand der inneren Vorratskammer, die uns gern mal die Stimmung auf der Waage versaut.
Was uns aber zweifellos zu schaffen macht, ist der Feinstaub in der Luft, die wir atmen und die zunehmende Knappheit an Wasser. Letztere wird wohl der erste richtig bittere Mangel sein, den wir auch hierzulande durch den Klimawandel zu spüren bekommen. Schon jetzt müssen Teile Bayerns auf Fernwasser zurückgreifen. Und auch im Wasserparadies Österreich stehen die Grundwasserpegel auf einem Rekordtief. Ohne Wasser wird es uns aber schwer gelingen, eine Kartoffel wachsen zu lassen, geschweige denn, eine Kuh zu tränken, damit was Ordentliches auf dem Mittagstisch landet.
Kurz: Essen, Trinken und Atmen wird schwieriger und auch teurer. Gesund kann das nicht sein.
Neben solchen grundlegenden Aspekten sind Infektionskrankheiten und Allergien massiv auf dem Vormarsch. In den USA sind in diesem Sommer bereits die ersten Malariafälle aufgetreten. Dazu fordert uns die Hitze auch ganz direkt – mitunter sogar unser Leben. In Deutschland gab es 1.600 Hitzetote bis zur Kalenderwoche 32 dieses Jahres laut Robert Koch Institut.****
2.2: Psychische Gesundheit:
Die Wissenschaft stellt auch psychische Einflüsse wie Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen und erhöhte Aggressivität als Folge der Hitze fest. Schönen Dank, aber ehrlich gesagt, können wir das auch selbst feststellen. Man schläft schlechter in so genannten tropischen Nächten. Und an Hitzetagen wird schon das Denken zur Schwerstarbeit. Wir erleben inzwischen Depressionen verursacht durch Feinstaub, Suizide bedingt durch Klimaangst u.v.m.
2.3: Soziale Gesundheit:
Vielleicht bemühst du dich ja bereits um eine pflanzenbasierte Ernährung? Vielleicht lebst du möglichst nachhaltig? Und vielleicht hast du dir beim Blick über den Tellerrand dabei schon mal auf die Zunge gebissen, weil du einen Kommentar über den Grillteller nebenan hinuntergeschluckt hast? Hast du für deinen Zug-Urlaub in Kärnten mehr bezahlt als dein Kumpel für das All-Inclusive-Paket auf Malle? Wir wollen hier weder werten noch urteilen, aber ins Bewusstsein rufen, dass da Konfliktpotenzial besteht. Big time. Und so kleben sich verzweifelte Aktivist:innen auf die Straßen, während verzweifelte Autofahrer:innen sie bespucken und treten, weil sie zu wichtigen Terminen müssen.
Corona hat uns gezeigt, wie schnell aus einer Gesellschaft zwei Lager werden können. Die gute Nachricht: Wir werden uns mit keiner Impfdebatte herumschlagen müssen, weil es – und das ist die schlechte Nachricht – keine Lösung in Form einer Impfung gegen ein sich veränderndes Weltklima gibt.
In dieser Hinsicht ist die Klimakrise das größere Problem mit weit mehr Konfliktpotential. Und dieses Problem wird uns nicht den Gefallen tun, sich wie Omikron von selbst zu lösen. Lösen können es nur die Verursacher – und zwar gemeinsam.
3. Das ganz große Ganze:
Denken wir groß und erschaffen ein Bild! Denken wir mal in Zusammenhängen, Wechselwirkungen und gegenseitiger Beeinflussung. Die Erde ist ein System (Ökosystem), so wie der Mensch ein System (Organsystem) ist, das wiederum aus mehreren Subsystemen wie Nervensystem, Herz-Kreislauf-System, Verdauungssystem… besteht. Wir beheimaten mehr Organismen (also Systeme) in Form von Bakterien als Zellen – erstaunlich, oder? So erstaunlich sogar, dass uns das mal einen eigenen Blog-Beitrag wert sein dürfte. Hier aber schon mal kurz und knackig. Und die Tatsache, dass wir Systeme im System sind, macht zwei Dinge klar:
3.1: Zusammenhang:
Wir können einen einzelnen Parameter wie “Steigende Temperaturen” nicht isoliert betrachten. Alles hängt mit allem zusammen und wirkt sich auf alles aus – das ist ja die Idee eines Systems. Egal, ob Rolex oder Casio und egal, welches Zahnrad eine Schlagseite abbekommt: Die Uhr taugt nichts mehr. Die älteste Definition von “Gesundheit” stammt von Hippokrates, einem alten Griechen, auf den Mediziner:innen bis heute ihren berühmten Eid schwören. Er betrachtete “GESUNDHEIT” als Gleichgewicht. Und unsere Ärzte und Ärztinnen schwören zu Recht auf ihn. Gerät dieses Gleichgewicht ins Wanken, kann ein System schnell mal kippen, und das ist unangenehm, wenn man ein Teil davon ist, was mich zur zweiten Konsequenz unserer „Systematik“ führt:
3.2: Verbundenheit
Wir sollten uns nicht als Krone der Schöpfung über die Natur stellen. Wir wandern nicht AUF der Erde, sondern IN einem wunderbaren System, dessen Teil wir nicht nur sein dürfen, sondern auch sein müssen. Uns die Erde „untertan zu machen“, ist wohl kein besonders kluger Daseinsentwurf. Wir sind fantastische Teile eines noch fantastischeren Ganzen, aus dem wir stammen und ohne das wir nicht sein können. Tun wir dieser Natur Gutes, tun wir uns selbst Gutes. Also los!
Mit dem Klimalauf tun wir genau das. Er verbindet gesunde Bewegung und Sport mit einem tollen Aufforstungsprojekt in der Region. Übrigens kann auch am Wald die Parallele zwischen Natur und Gesundheit schön aufgezeigt werden: Die Bäume haben aktuell nämlich ordentlich Stress, was ihr Immunsystem schwächt und sie anfälliger für Krankheitserreger wie den Borkenkäfer macht. Aber dazu mehr in einem anderen Beitrag!
Wir hoffen, dass unsere Faszination für Gesundheit und Natur aus diesen Zeilen spricht und dich überzeugt. Nachdem die Diagnose aber schwer zu schlucken ist, empfehlen wir etwas Bewegung in der Natur in Form eines ausgedehnten Verdauungsspazierganges und dann die Lektüre der Behandlung. Lasst uns nach vorne blicken, denn die Gesundheitsförderung von Mensch und Umwelt haben einiges gemeinsam!